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Zeittafel der jüdischen Geschichte

“Original Schlüssel der zerstörten Synagoge (1877 bis 1938)“

Um 905

Raffelstettener Zollordnung: erste Erwähnung jüdischer Kaufleute in Oberösterreich.

Um 1100

im alpinen Bereich werden ab Ende des 11. Jahrhunderts Judendörfer erwähnt.

Um 1200

erste jüdische Niederlassungen in Wien, kurze Zeit später auch in Linz, Enns und Steyr.

1237

ältestes Denkmal der Juden in OÖ ist der Grabstein in Schloss Haus bei Wartberg/Aist für Zerta, die Tochter des Gerson

1238

Kaiser Friedrich II erteilt den Wiener Juden ein Privileg.

1244

Judenordnung Herzog Friedrich II. des Streitbaren; Regelung jüdischen Handels und Geldverleihs im Herzogentum Österreich

Um 1250

Juden dürfen Häuser erbauen

1294

 Jüdischer Grabstein von Rahel, Tochter des Rabbi Tobiah, ein Zeitdokument an der katholischen Pfarrkirche St.Martin bei Ried/Innkreis

1308

Judenverfolgung infolge der Kreuzzüge, auch Juden in Oberösterreich betroffen

1335

entsteht die erste jüdische Gemeinde mit einer Synagoge in der Hahnengasse

1338

von Pulkau nimmt unter dem Vorwand einer Hostienschändung die schwerste Judenverfolgung des österreichischen Mittelalters ihren Ausgang; um die bedeutendste jüdische Gemeinde in Österreich zu retten, senken die Wiener Juden den Zinsfuß der Darlehen mit Zustimmung der Herzöge Albrecht II. und Otto dem Fröhlichen.

1345

Juden in Steyr erstmals erwähnt

1349

Pogrome in Europa nach dem Ausbruch der Pest; die Juden in Oberösterreich sind betroffen, wenngleich nur am Rande.

1371

erneute Verfolgung, Zwangstaufen und Beraubung der Güter. Die jüdischen Kaufleute in Linz und Steyr werden in ihrem Handel beschränkt.

1378

Streit zwischen den Städten Linz und Freistadt wegen der Beförderung des sogenannten „Judenfleisches“ ( d.h. koscheren Fleisches ) von Rosenberg an der Moldau nach Linz.

1396

Herzog Albrecht IV. verbietet den Linzer Juden den Handel mit den Bürgern der Stadt; die jüdische Gemeinde zu Linz besteht weiter.

1420/21

auf Grund des Vorwurfs einer Hostienschändung in Enns bricht in Österreich ein Pogrom aus; in der Folge lässt Herzog Albrecht V. die Juden vertreiben, da man sie der Konspiration mit den Hussiten verdächtigte. Die armen Juden wurden ausgewiesen, die Wohlhabenden – 110 Männer – wurden auf der Erdberger Lände verbrannt. Die Gemeinde in Linz erlischt, bis zum Ende des 15.Jhs. ist in Linz kein jüdischer Handel mehr nachweisbar.

1426

Umbau der Linzer Synagoge in eine Kirche

1429

residiert Kaiser Friedrich II. im Linzer Schloss. Sein Leibarzt Jakob ben Jechiel Loans, ein Jude und Kabbalist, führt den württembergischen Gesandten und humanistischen Gelehrten Johannes Reuchlin in die hebräischen und kabbalistischen Schriften ein.

Um 1500

auf Anordnung Kaiser Maximilians I. dürfen Juden, u.a. aus Südböhmen, wieder die Markttage in Linz befahren.

1554, 1567, 1614, 1625, 1659 und 1670

kommt es unter dem Druck der Inquisition und der judenfeindlichen Päpste Paul IV. und Pius V. immer wieder zu Gewaltausbrüchen und Vertreibungen, so dass keine kontinuierliche Ansiedlung einer nennenswerten Zahl von Juden möglich ist.

1677

plündern die Studierenden des Jesuitenlyzeums die für die Markttage angemieteten „Judengewölbe“.

1699

Ausweisung der Juden aus dem Erzherzogtum (Nieder)Österreich unter Leopold I.

Um 1700

Juden aus Rosenberg an der Moldau befahren regelmäßig die Linzer Märkte.

1745

Kaiserin Maria Theresia befiehlt die Vertreibung der Juden aus Böhmen, Verbot der Aufnahme böhmischer Juden in den Erbländern.

Ab 1767

jüdischer Handel in Linz wieder nachgewiesen. Unter Joseph II. dürfen Juden auf den Linzer Märkten wieder ihre Ware verkaufen, sie müssen jedoch Mautgeld zahlen. Ihr Aufenthalt ist auf drei Tage beschränkt.

1782

Toleranzpatent Josephs II.

1783

jüdischer Handel auf den Jahrmärkten in Linz für frei erklärt.

Ab 1822

reger jüdischer Handel auf den Linzer Märkten, u.a. durch Juden aus Böhmen.

1824

wird ein Gebetsraum in der Badgasse errichtet.

1849

den Juden wird in den Ländern der Monarchie das Niederlassungsrecht auf Dauer gewährt.

1860

wird den Juden Grunderwerb gestattet. In Linz, entgegen der Rechtsordnung, allerdings erst nach 1867.

1863

Gründung der Chewra Kadischa, sowie eines jüdischen Friedhofs in Linz (bis 1863 wurden in Oberösterreich verstorbenen Juden in Rosenberg an Moldau beigesetzt). Die meisten Familien stammen aus Südböhmen und sind Kaufleute und Fabrikanten.

1865

Gründung einer „Kultus-Genossenschaft“ auf Vereinsbasis. Die Gründung einer Kultusgemeinde wird von der Stadt Linz vorerst verweigert.

1867

Rechtliche Gleichstellung der Juden in der Habsburger Monarchie.

1870

Gründung der israelitischen Kultus-Gemeinde Linz-Urfahr, ein Bethaus in der Marienstraße. Dr.Kohn ist Präsident der IKG Linz. Damals leben 391 Juden in Linz.

1872

Ankauf des Grundstückes Bethlehemstraße 26 durch die großzügige Spende des des Glasfabrikanten Wilhelm Kralik.

1873

Rabbiner Dr.Abraham Salomon Frank(Amtsantritt).

1876

Großzügige Spende von 10.000 Franken von einem russischem Juden für den Tempelfond. Grundsteinlegung für den Linzer Tempel in der Bethlehemstraße.

1876

Rabbiner Dr.Adolf Kurrein (Amtsantritt).

1877

Einweihung der Synagoge in der Bethlehemstraße. Salomon Sulzer fungiert bei der Einweihung als Kantor. Thorarolle und Kidduschbecher wurden von Sir Moses Montefiori gespendet.

1883

Rabbiner Moriz Friedmann (Amtsantritt).

1890

Gesetz betreffend die Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der israelitischen Religionsgesellschaft (Israelitengesetz).

1892

Ablösung von Linz und Konstituierung der Kultusgemeinde Steyr.

1894

Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde Steyr.

1902

Bau des bis heute bestehenden Leichenhauses am Friedhof.

1906

Kultusgemeindevorsteher: Benedikt Schwager

1906-1912

Gründung der ersten zionistischen Vereinigungen in Linz.

1911

die Salzburger Juden, bisher Mitglieder der Linzer Kultusgemeinde, scheiden aus der Linzer Kultusgemeinde aus und begründen eine eigene Gemeinde

1923

laut Volkszählung von 1923 leben in Oberösterreich 1320 Juden (1,5% der Gesamtbevölkerung).

1923

Rabbiner Dr.Viktor Kurrein (Amsantritt).

22.3.1934

leben 966 Juden in Oberösterreich.

März 1938

Besetzung Österreichs (Anschluss), Einführung der NS-Rassengesetzgebung in Österreich, Beraubung jüdischer Mitbürger( Arisierungen), erste Einweisungen oberösterreichischer Juden in Konzentrationslager.

11.3.1938

erste Verhaftungswelle – Arisierungen von jüdischen Betrieben.

Mai 1938

Vertreibung der Pflichtschüler aus den öffentlichen und privaten Schulen in Linz und Einrichtung einer „Judenschule“.

9./10.11.1938

Reichspogromnacht (Reichskristallnacht); Zerstörung der Linzer Synagoge,
Verhaftung und Einweisung vieler jüdischer Mitbürger in Konzentrationslager.

1939

Übersiedlung der Linzer Kultusgemeinde als „Provinzreferat Oberdonau“ nach Wien.

1942

Schließung aller Schulen der Juden im so genannten „ Großdeutschen Reich“.

1941-1945

Etwa 300 Juden aus Linz und Oberösterreich fallen dem Holocaust (Shoa) zum Opfer.

Ab Mai 1945

in Oberösterreich werden ca 12.000 Juden aus dem KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern befreit, dazu kommen die Überlebenden der Todesmärsche. Sie werden vorerst von den Alliierten in DP-Lagern versorgt. Mit dem Zeitpunkt der Befreiung setzt reges jüdisches Leben ein, Gründung zahlreicher jüdischer Gemeinden v.a. in Linz, Steyr, Salzkammergut.

6.1.1946

Wiederbegründung der zerstörten jüdischen Gemeinde in Linz: Generalversammlung der Linzer Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und Wahl von Heinrich Splevinsky (später auch Splewinsky genannt) zum Vorsitzenden der IKG und Isidor Friedmann zu dessen Stellvertreter.

1947

Simon Wiesenthal gründet das Jüdische Dokumentationszentrum in Linz (ab 1961 Sitz in Wien).

28.9.1948

Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde für Linz und Oberösterreich durch den Landeshauptmann von Oberösterreich ernannt.

1949

Dkfm. Wilhelm Schwager –Geschäftsvorsitzender der IKG.

1953-1979

Dkfm. Wilhelm Schwager Präsident der IKG Linz.

1953

Franz Fuchs-Robetin Vizepräsident.

18.3.1956

Dkfm. Schwager legt das Amt zurück. Franz Fuchs-Robetin Präsident, Dipl.Ing.Simon Wiesenthal Vizepräsident.

Nov. 1957

Wilhelm Schwager wird vom Gemeindevorstand zum Präsidenten gewählt (bis 1979). Simon Wiesenthal bleibt geschäftsführender Vizepräsident (bis 1965).

Juni 1960

DI George Wozasek wird in den Vorstand gewählt.

1965-69

Eugen Friedmann Vizepräsident.

1969

George Wozasek Vizepräsident.

1968

Einweihung der neuen Linzer Synagoge am Ort der 1938 zerstörten Synagoge.

1980

Dipl.Ing.George E. Wozasek Präsident der IKG Linz, Anna Altman Vizepräsidentin.

1998

Enthüllung der Gedenktafel zu Ehren der in der Zeit der NS-Gewaltherrschaft ermordeten oberösterreichischen Juden in der Linzer Synagoge (2004 ergänzt und neu eingeweiht).

2010

Restaurierung des Gemeindehauses

2013

Neue Präsidentin – Frau Dr. Charlotte Herman

2015

Restaurierung der Synagoge

Juden und jüdische Bethäuser in Linz

Nach Quellenmaterial bearbeitet von Dr. Peter Kraft

Linz hat eine weit zurückreichende jüdische Tradition, nicht nur was die Ansiedlung, sondern auch was die Kultausübung betrifft. Die Bearbeitung der historischen Quellen durch Franz Wilflingseder oder vor ihm durch den letzten Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, Prof. Dr. Viktor Kurrein, haben ergeben, daß Juden seit der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts zumindestens in der heutigen Altstadt von Linz gewohnt haben. Bis zum Verfolgungsjahr 1420 bestand dort ein Judenviertel, das nicht als Getto isoliert war.

Eine Mesnerin von Enns soll damals an Juden Hostien abgegeben haben.

Die übliche Anklage des angeblichen Hostienfrevels gab der Obrigkeit den erwünschten Anlaß, am 24. Mai 1420 sämtliche Juden in Oberösterreich einzukerkern, ihr Vermögen einzuziehen und sie vor die Wahl: „Taufe oder Feuertod“ zu stellen. Nur einige Wenige haben sich durch die Taufe das Leben erkauft.

Für den Nachweis der jüdischen Siedlung setzte diese Dezimierung und Vertreibung eine Zäsur von mehreren Jahrhunderten. 

An Stelle der spätmittelalterlichen Synagoge der todgeweihten Gemeinde, die ja im Schutzbereich der kaiserlichen Burg lag, wurde die Dreifaltigkeitskapelle errichtet, ein Faktum, das sich nicht allein aus ökonomischen Ursachen erklären läßt, sondern für eine Suggestivkraft des Ortes spricht.

Am Hofe Kaiser Friedrich des 111. hielt sich damals der Humanist Johannes Reuchlin auf, eine spätere Schlüsselfigur.

Als Leibarzt des Kaisers, der sich selbst mit Geheimwissenschaften und esoterischen, religiösen Überlieferungen beschäftigte, wirkte der Arzt und Rabbiner Jakob ben Jechiel Loans. Dieser angesehene jüdische Gelehrte hat Reuchlin in die sprachlichen Feinheiten und verschwiegenen Quellen mittelalterlicher jüdischer Literatur, vor allem der mystisch-naturphilosophischen Kabbala, eingeführt. Welch hohe seelische Läuterungskraft vielen dieser nur in der reinen Luft der Meditation weitergereichten Schriften innewohnt, wird durch die moderne Forschung erst langsam an den Tag gebracht. Aus Reuchlin, dem aufrechten Forscher, wurde jedenfalls der mutige Vorkämpfer des gefährdeten jüdischen Schrifttums und Geistes. Darüber hat der bekannte Schriftsteller Max Brod vor kurzem eine historische Monographie veröffentlicht. Er hat die wichtigsten Passagen aus Reuchlins „Oe Arte Cabalistica“ aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Der weise Jude Simon, der seine Gesprächspartner in eine Welt philosophischer und religiöser Geheimnisse einführt, ist nach Brods Deutung das von Reuchlin geschaffene literarische Porträt des historischen Jakob ben Jechiel Loans.

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In der durch die Jahrhunderte unruhigen, weil oft beunruhigten jüdischen Geistesgeschichte, ist damals Linz zu jenem Ort geworden, in dem eine Sternstunde für das jüdische Schrifttum schlug. Es bleibt nur unverständlich, dass dieses Geheiligte und voll Ehrfurcht zu Behandelnde im Lauf der Zeit immer wieder geschändet, zerstört, gefährlich mißverstanden oder verächtlich geringgeschätzt worden ist.

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Die schwierige sozialrechtliche Situation der Juden spiegelt der Umstand, dass sich in den folgenden Jahrhunderten Juden nur während der Wochen der ihrer wirtschaftlichen Wichtigkeit wegen weithin berühmten „Linzer Märkte“ in der Stadt nachweisen lassen. Trotzdem hat ein Befehl der Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1745 die „Abschaffung der Juden aus ganz Oberösterreich“ verfügt. Dr. Viktor Kurrein hat erhoben, dass im 17. Jahrhundert in der Linzer Rathausgasse ein jüdisches Bethaus bestanden hat. Ab 1824 ist in der „Unteren Badgasse“ eine Betstube nachweisbar. Wann diese in die Marienstraße verlegt worden ist, konnte nicht festgestellt werden. Am 16. Mai 1877 wurde der im klassizistischen Stil erbaute Tempel auf dem Grundstück in der Bethlehemstraße 26 eingeweiht, das Bethaus in der Marienstrasse aber aufgelassen.

Er war, wie es die noch vorhandenen Aufnahmen zeigen, bereits ein mächtiger und repräsentativ in seine unmittelbare Umgebung gestellter Sakralbau.

Die wirtschaftliche Anziehungskraft des oberösterreichischen Raumes veranlasste eine Anzahl kapitalkräftiger jüdischer Industrieller, meist aus Fürth bei Nürnberg, sich in Linz ansässig zu machen. Eine ganze Reihe heute noch führender Unternehmungen verdankt ihnen die Entstehung. Dazu kamen einfache, wenig begüterte, aber arbeitsame und fleißige Familien meist aus den böhmisch-mährischen Kronländern.

Diese anfänglich kleine Kolonie vergrößerte sich im Laufe der Jahrzehnte. 1938 hatte die Gemeinde einen Mitgliederstand von rund 800 Personen. Aus Anlaß des 50jährigen Bestandfestes des Tempels wurde 1927 eine Festschrift veröffentlicht. Der lokalhistorische Teil dieses Werkes hatte den damals seit 30 Jahren amtierenden Präsidenten, Kommerzialrat Benedikt Schwager, zum Autor. Neben interessanten Einzelheiten über die Herkunft, Beschäftigung und den Stand der Gründerfamilien, die Daten und Namen der Gemeinderabbiner, Vorsteher und Vorstandsmitglieder und die Verdienste, welche sie sich durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit erworben haben, berichtet er über besondere Vorkommnisse des Gemeindelebens und die unter seiner Führung entfaltete Hilfstätigkeit für viele Tausende jüdischer Flüchtlinge aus den von russischen Armeen bedrohten Kronländern Galizien und Bukowina während der Weltkriegsjahre 1914 bis 1918, die in Oberösterreich Zuflucht gesucht haben. 

Für eine erhebliche Zahl solcher Familien sind Linz und Oberösterreich, allerdings nur für knappe 20 Jahre, eine neue Heimat, sie selbst wertvolle Mitglieder der Linzer jüdischen Gemeinde geworden. Den übrigen, größeren Teil dieser Festschrift bildet die fünfhundert Jahre zusammenfassende geschichtliche Abhandlung des damals amtierenden, in Linz geborenen Rabbiners Prof. Dr. Viktor Kurrein, der 1938 nach England emigriert ist. Neben einer Publikation von Staatsbibliothekar Dr. Franz Wilflingseder stellt diese Arbeit bis zum heutigen Tag die einzige für die Erforschung dieses Spezialthemas greifbare Quelle dar. In der Linzer Studienbibliothek findet sich noch ein Schriftchen von Dr. Kurrein. Es ist ein Aufsatz über Bücherverbrennungen in Europa seit der Antike. Er schließt diese Arbeit mit den zum damaligen Zeitpunkt wahrhaft seherischen Worten, daß die Asche der verbrannten Bücher den Geist und das Werk nicht aus der Welt geschafft, sondern eigentlich erst recht unsterblich gemacht hat. 

„Sind wir nicht alle Kinder eines Vaters, hat uns nicht ein Gott alle erschaffen?“

Auch die seit jener furchtbaren „Kristallnacht“ des 10. November 1938 verödet daliegende Tempelruine hat über Einäscherung und Zerstörung hinweg ihre Macht als Wiederauferstehungssymbol erwiesen. Nur das Kellergewölbe ist stehengeblieben, durch einen wahren Wald von Bäumen und Sträuchern den Blicken von der Straße her entzogen. In der Tiefe des Fundaments ruhte der unversehrte Grundstein, der die Gründungsurkunde umschloß. Aus dem Zeitendunkel, das ihn verworfen hat, ist er heute wieder gehoben und unter dem Thora-Schrein des neuen Bethauses als Erinnerungsmal in den Beton der Aussenmauer eingefügt worden.

Mit der Beihilfe, welche das Land Oberösterreich für den Neubau gewährte, soll nach dem Wunsch des Herrn Landeshauptmannes Dr. Heinrich Gleißner nicht nur materielle, sondern vor allem geistige Wiedergutmachung geleistet und das Verständnis für das Gemeinsame und Verbindende der Glaubensbekenntnisse dokumentiert werden.

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